Hinter den Kulissen von Lymbus 

Hinter den Kulissen von Lymbus  

Bei Lymbus verschmelzen Kreativität und Technik zu beeindruckenden Filmen und Werbekampagnen. Visionen werden Wirklichkeit, und das Team bringt Magie auf die Leinwand. Gestartet sind die zwei Brüder Sven und Lars mit ihrem Freund Dominik als Hobbyfilmemacher. 

Ein Mitarbeiter von Lymbus im Büro
Raul Maklari und Sophie Hueber

Es ist 12:30 Uhr am Mittag und hektisch im Büro in Jegenstorf. Gestalten huschen durch die Türe rein und wieder raus. Material zum Filmen wird herumgetragen und bereitgestellt. Es ist laut und chaotisch. Andere sitzen an den Tischen und arbeiten am Computer. Neben dem Packen für einen Livestream muss nämlich noch ein wichtiges Meeting für eine Kampagne der Mobiliar, einer Versicherung, vorbereitet werden. Auch wenn es gerade stressig im Büro ist, merkt man, dass diese Leute offen und freundlich sind. Die Stimmung ist trotz des Herumgewusels nicht angespannt. Nach und nach kehrt Ruhe ein. Manche setzten sich an den grossen Tisch vorne im Büro und packen ihr Essen aus. Es entstehen lebhafte Gespräche und es wird viel gelacht. Essen wird geteilt und alle in das Gespräch miteinbezogen. Es ist schnell klar, dass es sich hier um ein Team handelt.  

Lars Würgler 

Lars Würgler ist 21 Jahre jung und einer der drei Gründer der 
Produktionsfirma Lymbus. Er hat die Firma 2019 mit Sven Würgler und Dominik 
Rohrbach gegründet. 
Lars hat die Ausbildung zum Mediamatiker EFZ gemacht. Das meiste für 
die Filmproduktion hat er sich selbst beigebracht. In der Firma ist er als 
Creative Director tätig.

Früher hiess Lymbus Silma Production. “Normalerweise hast du jedoch das Wort Production nicht in deinem Namen, das ist unprofessionell, ein bisschen Möchtegern-Hollywood”, erklärt Lars. Als sie dann die Firma in eine AG umwandelten, änderten sie den Namen so, dass er zu dem passte, was sie auch heute machen. Sie suchten lange nach einem neuen Namen. Lars brachte dann die Idee, etwas Lateinisches zu nehmen. Dominik, der dritte Gründer von Lymbus, hat in seinen Studienunterlagen seines Medizinstudiums nach einem Namen gesucht. In einer Vorlesung über Emotionen und dem Gehirn, wurde das limbische System behandelt. Das limbische System ist der Teil des Gehirns, der für Emotionen zuständig ist. “Unser Motto ist «Storytelling mit Impact» und wenn etwas Impact hat, dann regt es die Emotionen an”, sagt Lars. Deshalb fanden sie, dass das limbische System zu ihnen passen würde. Da “Limbisches System” nicht ein sehr guter Name ist, haben sie nach einer guten Abkürzung gesucht und sind so auf Limbus gekommen. Lars fügt hinzu: “Limbus ist aber die christliche Vorhölle, deshalb haben wir das i zu einem y geändert.” 

“Unser Motto ist «Storytelling mit Impact» und wenn etwas Impact hat, dann regt es die Emotionen an. “
- Lars Würgler 
Selbstgestrichene Wand mit der Inschrift: LYMBUS
Die üblichen Tagesregulationen sind in einer Produktionsfirma nicht einhaltbar.  

Das Team ist heute etwas später ins Büro gekommen. “Ich bin erst vor dem Mittag erschienen und arbeite dafür den Nachmittag und den Abend hier”, meint Lars, einer der drei Firmengründer dazu. Die anderen sind auch erst kurz vor Mittag erschienen, da der Livestream, den sie durchführen, bis um neun Uhr am Abend dauert. 

In einer Produktionsfirma wie Lymbus läuft vieles anders als in anderen Branchen. Während zum Beispiel im Gesundheitswesen ein Arbeitstag 24 Stunden dauern kann, hängt bei Lymbus hingegen der Zeitplan stark von der jeweiligen Saison ab. Besonders hektisch wird es in der Werbesaison, die zweimal im Jahr stattfindet – von Oktober bis Dezember und von April bis Juli. In diesen Perioden muss man bei Lymbus mit langen Arbeitstagen rechnen, die oft schon um fünf Uhr morgens beginnen und erst spät in der Nacht enden.  

In den ruhigeren Monaten kann der Arbeitstag deutlich kürzer sein. “In einigen Monaten beginnst du später am Morgen zu arbeiten und gehst am Nachmittag wieder nach Hause, weil es nicht so viel zu tun gibt”, sagt Lars. Das kann besonders attraktiv sein für Leute, die eine gewisse Flexibilität schätzen. Ein weiterer Vorteil dieser Arbeit ist, dass sie nie eintönig wird “jeder Tag ist anders, weil die Projekte, an denen du arbeitest, so vielfältig sind”, erzählt Lars.  

Die Zeitpläne können sich auch drastisch ändern, je nachdem, wann und wo gedreht wird. “Wenn in der Nacht gedreht wird, dann schläfst du tagsüber”, meint Lars dazu, “so musst du deinen Tagesrhythmus komplett umstellen.” Das macht die Arbeit in dieser Produktionsfirma zu einer Herausforderung für diejenigen, die eine strikte Routine bevorzugen. Hier gibt es keinen festen Stundenplan; stattdessen richtet sich alles nach den Anforderungen des Projekts. 

Wie Ideen entstehen

Wenn ein Film entstehen soll, dann geht der Kunde auf eine Agentur zu. Die Agentur generiert die Ideen und geht mit diesen zu einer Produktionsfirma. Lymbus ist eine solche Produktionsfirma. Zudem sind die drei Freunde dabei, eine eigene Agentur zu gründen. Die Ideen entstehen aufgrund vieler Daten. “Die Kunden brauchen Werbung, wenn sie ein Problem lösen müssen”, sagt Lars. Mögliche Probleme sind beispielsweise, dass der Absatz des Produkts nicht funktioniert oder dass die Marke unbekannt ist. Um das Problem zu entdecken, führt die Agentur Umfragen durch und analysiert viele Zahlen und Daten.   

Planung für einen Werbeauftrag

Wenn die Agentur das Problem gefunden hat, geht es an die Ideensuche. Die Ideen werden in einer Präsentation gesammelt. Aus etwa achtzig Ideen werden fünf bis sechs genauer angeschaut. Von diesen fünf bis sechs werden dann die zwei bis drei besten den Kunden präsentiert. Dann entscheidet sich der Kunde für eine der Ideen. Wenn er jedoch nicht zufrieden ist, dann muss sich die Agentur nochmals dahintersetzten. Das Grundgerüst der Idee ist nach diesem Prozess gebaut. “Danach darfst du kreativ sein und kannst dir irgendetwas ausdenken, was zum Brandimage passt,“ sagt Lars.  

“Es sind nie die gleichen Probleme”

“Es sind nie die gleichen Probleme”, antwortet Lars auf die Frage, was denn die häufigsten Probleme sind, denen sie sich stellen müssen. Ein klassisches Problem wäre aber das Arbeiten mit sehr grossen Datenmengen. Während des Drehs muss man nämlich die Daten immer korrekt sichern können. “Das Verlieren von Daten führt zu einem sehr grossen Finanzverlust, da jeder Produktionstag, an dem gedreht wird, hunderttausend Franken kostet”, sagt Lars. Eine weitere Herausforderung ist der Zeitdruck. Denn Zeit ist Geld.   

Ein Dreh für eine Werbung benötigt vierzig bis fünfzig Leute. Für all diese Leute muss man genug Essen und Trinken haben. Auch hat es in der Stadt immer zu wenig Parkplätze und das alles muss man organisieren und planen. “Die Organisation ist ein Albtraum”, meint Lars. Immer wieder gehen spontan Sachen schief. Im April hat es zum Beispiel wieder geschneit und wenn man einen Dreh bei schönem Wetter machen möchte, muss man damit klarkommen.  Auch ein Problem ist der Transport der Mitwirkenden. Wenn beispielsweis auf einem Berg gedreht werden muss, müssen die Leute erstmal dorthin kommen. Wenn es keine Bahn gibt, muss man dies mit einem Helikopter machen. “Es kann alles schief gehen, jederzeit”, sagt Lars.  

“Es kann alles schief gehen, jederzeit.“
- Lars Würgler 
Grosser Konkurrenzkampf 

"Der Konkurrenzkampf ist extrem gross", erklärt Lars. Viele Menschen, die Mediamatik oder ein ähnliches Fach studieren, streben danach, sich selbstständig zu machen und eine Produktionsfirma zu gründen. Weshalb es eine Vielzahl solcher Firmen gibt, sowohl kleinerer als auch grösserer Art. Die grösseren Firmen übernehmen oft die umfangreicheren Projekte, aber auch die kleineren Aufträge, während die kleineren Unternehmen sich in der Regel auf kleine Projekte konzentrieren. Dies bedeutet, dass der Konkurrenzkampf besonders intensiv wird, je kleiner das Projekt ist. Auch bei den grösseren Projekten ist der Konkurrenzkampf hoch, da es nicht sehr viel Arbeitsvolumen gibt.  

“Die Filmbranche ist abgesehen von der Werbung schrecklich”, sagt Lars. Anders als beispielsweise in Hollywood, gibt es in der Schweiz keine wirkliche Filmbranche. Lymbus erarbeitet sich jedoch seit Anfang 2023 langsam einen Namen in der Werbeindustrie. Sie haben begonnen, mit grösseren Brands und Agenturen zusammenzuarbeiten. “Es gibt etwa vier Produktionsfirmen, die die besten sind und auf die man immer zugeht. Wir arbeiten uns dort hinauf”, erzählt Lars. Er denkt, dass sie ihr Ziel, eine der ersten Firmen zu sein, in zwei oder drei Jahren erreichen könnten. So dass die Auftraggeber an sie denken, wenn sie einen Auftrag haben. Dazu sagt Lars: “Wir müssen unseren Platz aber immer noch erkämpfen.”  

Weiter im Büro  

Es ist Ruhe eingekehrt im Büro. Das Meeting mit der Mobiliar war ein Erfolg. Ein Teil des Teams ist unterwegs, um den Livestream aufzunehmen, für den sie heute Mittag gepackt hatten. Nur noch drei sitzen an den Schreibtischen und arbeiten am Computer. Die meiste Arbeit geschieht genau hier, an den Computern im Büro. Still und konzentriert sitzen sie da. Man hört nur die Tastatur. Ein Blick nach vorne verrät, woran zum Beispiel gerade gearbeitet wird. Es wird an einem neuen Look für ein Unternehmen getüftelt. Colorgrading ist ein wichtiger Teil des Filmemachens, es beeinflusst die Stimmung. Lars steht auf und macht sich bereit, um zu gehen. Aus dem Arbeiten im Büro bis am Abend wird nichts. Er muss unerwartet zu den anderen an den Livestreamer gehen. Er versabschiedet sich und verschwindet aus der Türe. Seine Arbeit muss jetzt Michael, der Photographer des Teams, übernehmen.  

Ein Mitarbeiter von Lymbus im Büro

Wieder herrscht Ruhe im Büro und die zwei übriggebliebenen arbeiten still weiter. Und dies alles begann mit einem Hobby. Mit dem Hobby Filmemachen. Lars, Sven und Dömu haben gemeinsam ihr Hobby aus ihrer Kindheit weitergeführt und daraus ihren Beruf gemacht. Sie haben gemeinsam eine Firma gegründet und nun gehören sie zu den aufstrebenden Firmen. Sie sind Teil der Swissfilm Association, haben bereits Preise wie den Springenten Panther der Schweizer Jugendfilmtagen gewonnen und werden auch in Zukunft Meilensteine erreichen. Und vielleicht inspiriert Lymbus kleine Filmemacher*innen, ihren Traum zum Beruf zu machen und dabei nicht aufzugeben. 

Auszug aus dem Interview mit Lars Würgler  

Was macht euch aus? Was unterscheidet euch von anderen?  

Ich glaube es sind zwei Sachen, die uns ausmachen. 
Wir sind sehr jung im Vergleich zu anderen Produktionsfirmen. 
Die meisten Gründer von anderen Produktionsfirmen sind zwischen 
vierzig und fünfzig Jahre alt. Wir sind letztes Jahr in der 
Swissfilm Association aufgenommen worden. Dort drin sind die 
besten fünfundvierzig Produktionsfirmen der Schweiz. 
Wir sind dort (mit dem Altersdurchschnitt) um fünfzehn 
Jahren die jüngsten. Unser Alter hebt uns ab, da gewisse 
Klienten nach dem jungen Spirit suchen. Das Junge ist ein 
Brand, das wir verkaufen können. Das andere ist, dass wir 
uns das Filmemachen selbst beigebracht haben. Unsere Art 
des Filmemachens war: Wir gehen raus, wir sind naiv, wir 
nehmen uns ein riesiges Projekt vor und merken dann, dass 
es viel zu schwierig ist. Wir mussten so im Moment lernen. 
Das, was uns ausmacht ist eigentlich, dass wir mehr 
Problemlöser als volle Filmemacher sind und wir uns das 
selbst beigebracht haben. Selbst in sehr stressigen 
Situationen können wir ruhig bleiben und konzentriert 
ein Problem lösen. Dies ist etwas, was sehr gesucht ist. 
Zum Glück für uns.  

 
Auf welche Filme seid ihr spezialisiert? 
Was für Filme macht ihr am häufigsten?  

Momentan machen wir hauptsächlich kleine interne Projekte 
wie Statements, Interviews und Produktvideos. Was wir aber 
gut können sind Kurzfilme. Filme, die eine Story dahinter 
haben und man mit Herzen dabei ist. Uns ist es wichtig, 
dass wir nicht für jeden etwas machen, sondern für die, 
hinter denen wir stehen. Wir würden zum Beispiel nicht für 
eine Ölfirma wie Shell arbeiten, da dahinter Lügen stehen. 
Machen wollen wir ehrliche, emotionale Filme, denn das ist 
genau das, was wir am besten können. Leider sind solche 
Filme nicht das, was wir immer machen. Wir machen seit ein 
paar Monaten am häufigsten Kampagnen. Bei den Kampagnen, 
wie zum Beispiel von Coop, Mobiliar, PostFinance und der 
Zürcherkantonalbank, machen wir alle Animationssachen, 
die danach zu den Kampagnen überall ausgespielt werden. 
Swissfilm Association 

Die Swissfilm Association ist ein Verband von Schweizer 
Auftragsfilmproduzenten, Werbefilmproduzenten und dem TV, 
die professionelle Filme herstellen. Sie versucht, Standards 
für die Filmbranche zu definieren. In diesen Verband wurde 
Lymbus 2023 aufgenommen.